Das hat die Schweiz noch nicht gesehen

Das hat die Schweiz noch nicht gesehen

Dieses Mal führt mich meine Reise in den Kanton Neuchâtel, zu deutsch Neuenburg. Der Kanton grenzt im Norden direkt an Frankreich.

Den Produzenten, den ich heute vorstellen möchte, befindet sich im Hochtal Val de Travers und ist Spitzenreiter in seiner Kategorie innerhalb der Schweiz. Denn der Hof Stähli beherbergt die grösste asiatische Wasserbüffelherde in der Schweiz.

Wie es dazu kam: Ende der 90er Jahre grassierte die BSE und die Nachfrage nach Rindern und Kälbern ging deshalb drastisch zurück. Also überlegten die Brüder George und Daniel Stähli, welche Alternativen es geben könnte. Als Käser und Bauer hatten die beiden genügend Erfahrung und entschlossen sich als eine der ersten in der Schweiz, asiatische Wasserbüffel aus Italien in die Schweiz zu zügeln. Was damals mit 20 Tieren begann, umfasst heute eine stattliche Herde von 350 Tieren. Und damit ist sie die grösste Zucht von Wasserbüffeln in der Schweiz!

Ich muss zugeben, dass ich Wasserbüffel noch nie „live“ gesehen habe, dennoch bin ich ein grosser Fan von einem ihrer bekanntesten Erzeugnisse: der typisch italienische Büffelmozzarella. Also war ich voller Vorfreude, die Tiere kennenzulernen, die solch ein kulinarisches Highlight hervorbringen.

Als ich also vom Neuenburger See aus die Areuse entlangfahre und rechts in eine kleine Seitenstrasse einbiege, erreiche ich ein stattliches und wunderschönes Anwesen mit einem bunten Garten und einem kleinen, alten Brunnen davor. Schon gleich erkenne ich das Ladenschild „Le Petit Buffle“ und die kleinen Bistrot-Tische davor, die zum Verweilen in der Sonne einladen.

In der Morgensonne geniesse ich die Ruhe und mache wie gewohnt eine kleine Runde über das Gelände, um die Gastgeber ausfindig zu machen. Zu allererst begrüsst mich der kleine Hase in seinem Stall. Weiter um das Haus herum finde ich eine Sitzlounge mitten zwischen Kräutern und Blumen, bunte Lampions, die das Haus schmücken und dann Sara. Sie ist die Frau von Georges, Klavierlehrerin und Pädagogin und Mutter von drei Kindern und die Initiatorin und Chefin von dem Hofladen „Le Petit Buffle“, der 2022 offiziell eröffnet wurde.

Ein Hofladen, der einer Boutique gleicht

Sara bringt die Kinder in die Schule und offeriert mir, mir einen Platz auf dem Hofgelände auszusuchen, der mir gefällt. Ich entscheide mich für die grosse Wiese vor den Bienenkästen. Natürlich nicht zu nah, aber doch so nah, dass ich das Summen hören kann. Während Sara zwischen Haus, Hof, Garten, Stallungen und Käserei unterwegs ist, darf ich mich im Laden umschauen. Er ist von 7 Uhr morgens bis 7 Uhr abends geöffnet und bietet allerlei Leckereien. Nicht nur Erzeugnisse, die aus dem Büffelfleisch und der –milch produziert werden, sondern auch der heimische Garten hervorbringt und dazu praktische Haushaltsgegenstände.

Hier eine Aufzählung meiner persönlichen Highlights: die Trockenwurstguillotine, die handgefertigte Seife aus der reichhaltigen Büffelmilch, ein wirklich seltener Mädesüss Sirup, die Beeren Marzipan-Konfitüre, das Fliedergelee und alle, wirklich alle Glace Sorten, die aus Büffelmilch cremig gerührt werden. Sara hat ein ausgesprochen gutes Gespür für Dekoration und Interieur. Den Laden hat sie selbst sehr kreativ eingerichtet. Und wenn man genau hinschaut, kann man alte Kirchenfenster, Statuen und Wagenräder entdecken und alte, antike Gegenstände, die nun zu Verkaufs- und Präsentationszwecken dienen.  „Le Petit Buffle“ – eine Augenweide und  ein Gourmettempel zugleich. Bezahlt werden kann per Twint oder Kreditkarte.

Das Tier hinter den Leckereien

So offeriert mir, den Büffelfleischburger am Abend mit ihnen zu probieren. Doch bevor es soweit ist, möchte mir Sara noch den Stall und die Käserei zeigen. Beiden befinden sich in Travers. Heute wird Glace produziert. Bei meiner Vorliebe für das Kühle Dessert, muss ich aufpassen, dass ich nicht in Versuchung komme, aus den Milchkübeln naschen. Aber aus Hygienevorschriften darf ich sowieso nicht so nah heran. Danach geht es zum grossen Gelände, auf dem die Wasserbüffel Zuhause sind.

Und ja, sie blicken mich freundlich, aufmerksam und liebevoll an. Bei ihrem gewaltigen Gewicht von 700 bis 1000 Kilo vergisst man jegliche Angst. Aber auch hier ist Vorsicht geboten. Doch ein Kälbchen lässt sich von mir streicheln. Sie kommen nach 10 Monaten Tragezeit zur Welt und werden dann von der Mutter versorgt. Sobald sie gross sind, werden in der Herde ganz natürlich die Hierarchien im Kampf ausgelotet. Hierbei kommt es zum Einsatz der gewaltigen Hörner, wenn das Leittier herausgefordert wird. Eindrückliche Bilder und Geschichten hierzu gibt es auf Instagram Seite der Farm.

Wer sich die Tiere auch einmal live anschauen möchte, ist herzlich eingeladen, an einer Führung teilzunehmen. Hier lernt man, wie die Tiere aufgezogen werden, wie sie leben und gefüttert werden und wie nahrhaft die Büffelmilch ist. Sie ist cremig, wohlschmeckend und reichhaltig. enthält sie doppelt so viel Fett wie Kuhmilch. Sie ist reich an Eisen, Calcium, Vitamin A und Zink. Auch Menschen mit Kuhmilchallergie oder Laktose Intoleranz vertragen die Büffelmilch in der Regel sehr gut. Das Fleisch enthält weniger Fett und Cholesterin als Kuhfleisch. Also auch hier eine gesunde Alternative. Und was man aus den Erzeugnissen kulinarisch alles zaubern kann, verrät Sara auch auf ihrem Instagram Account oder man bucht gleich ein Catering bei ihr. Um nur einen kleinen Vorgeschmack zu geben: Spiesse mit Rosmarin-Kartoffeln, Merguez-Würstchen überbacken mit Tomme-Käse. Oder mit Speck ummantelte Datteln mit Ziegenkäse und Thymian und Honig überbacken. Und alles stammt vom Hof Stähli. Wem da nicht das Wasser im Munde zusammenläuft…

Ferien auf dem Bauernhof, Erlebnisse um den Bauernhof

Auf dem Hof gibt es genügend Platz, um die frischen Zutaten gleich zu leckeren Campinggerichten zuzubereiten. Für alle diejenigen, die keinen Camper besitzen, wird ein Urlaub auf dem Bauernhof auch möglich gemacht. Familie Stähli bietet kleine bis grosse neu renovierte Ferienwohnungen an, die bis zu 4 Personen beherbergen. Von diesem ruhigen Fleck kann man die gesamte Umgebung erkunden. Ein Muss ist  eine Wanderung entlang der Areuse mit ihren wunderschönen Schluchten und alten, steinernen Brücken. Für mehr Kulinarik  ist ein Besuch der vielen Weinkeller entlang des Neuenburger Sees empfohlen. Hier wachsen die Neuenburger Weine. Die bekanntesten sind Oeil de Perdrix, Pinot Noir und Chasselas. Wer es etwas gehaltvoller mag, kann sich mit der Herkunftsgeschichte des Absinth im Maison de l’Absinthe in Val de Travers beschäftigen. Und natürlich darf die Besichtigung der Wasserbüffelfarm mit Picknick und Schatzsuche nicht fehlen!

Und hier noch der absolute Geheimtipp für PlaceToBee Besucher: für euch steht ein separates Bad mit Dusche zur Verfügung!!!

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