Wer hat Angst vorm Pferd?

Reportage

15 Juni 2023
par Fatima

Wer denkt, dass Pferde sich nur von Weidegras, Heu und Stroh ernähren, der wird auf dem Biohof Langenbruck eines Besseren belehrt. Hier im Basel-Land auf 870 Metern über dem Meeresspiegel, genau an der Grenze zum Kanton Solothurn haben die PlaceToBee Gäste die Möglichkeit, genau das am eigenen Leib zu erfahren.

Der „Zen“ Stellplatz – wie ihn Ulrich und Nadine Roth getauft haben – überblickt im Sommer das Tal von Langenbruck und im Winter das Skigebiet „Obere Wanne“.

Der sonnige Stellplatz ist neu geebnet und die Obstbäume bieten gleichzeitig Schatten. Abseits vom Hofgeschehen und neben dem schönen Gemüsegarten kann man hier die Ruhe und Abgeschiedenheit geniessen. Wer es ganz romantisch mag, kann auch im Stroh bei den Pferden übernachten.

Ich habe es vorgezogen in meinem VW Bus zu schlafen. Denn unter uns: ich habe sehr viel Respekt vor diesen grossen Tieren. (Darüber und über meine ersten Erfahrungen mit Mini-Shetlandponys habe ich bereits ausführlich in dem Artikel zum Hof Wägeli berichtet). Doch der nächste Tag sollte mir meine Berührungsängste nehmen. Früh am Morgen habe ich bei diesem Ausblick den Sonnenaufgang bei einem heissen Kaffee genossen und mich auf den Weg gemacht, um die Umgebung zu erkunden.

Nadine hatte mir am Vorabend den Tipp gegeben, zu einer nahegelegenen Grillstelle mit einem atemberaubenden Ausblick zu wandern. Was ich zu diesem Zeitpunkt nicht wusste, war, dass ich dafür mitten durch die Pferdeweide hindurch musste. Und natürlich wollte ich für den Blog ein paar besondere Ausflugsorte erkunden. Also, für euch, liebe PlaceToBee Leser habe ich meine Angst überwunden und habe mich am frühen Morgen durch das kleine Tor geschlichen und dachte, dass mich die Pferde nicht bemerken werden.

Was soll ich sagen: ich kenne die Mimik und Körpersprache der Pferde nicht, sondern weiss nur, dass sie zur Gattung der Fluchttiere gehören und durch hochsensible Sinnesorgane Gefahren frühzeitig erkennen können. Dazu erkunden sie ihre Umgebung sehr genau und sind sehr neugierig. Also standen sie nun da, auf ihrer Weide, und ich mittendrin. Eng an den Zaun gepresst, wollte ich mich unbemerkt langsam vorantasten. Das hat leider nicht funktioniert.

Neugierig kamen die Pferde langsam auf mich zu. Ich habe mich nicht mehr bewegt, sondern habe sie nur angestarrt. Wahrscheinlich haben sie sich gefragt, warum ich so schaue und meine Angst erkannt. Das finde ich im Allgemeinen so faszinierend an Tieren: sie haben einen sehr feinen Spürsinn und die Gabe, sich empathisch und einfühlsam zu zeigen. Und so hat es dann auch die Stute Alba getan. Mit ihren grossen Nüstern kam sie vorsichtig näher, um mich zu beschnuppern. Und dann ganz vorsichtig legte sie ihren Kopf auf meine Schultern. Alba war wohl weitaus entspannter als ich, zumindest sieht es auf dem Bild so aus. Es schien, als wolle sie mir zeigen, dass ich keine Angst haben muss und liess sich von mir streicheln und kraulen. Ein tolles Erlebnis! Und in mir steigt die Hoffnung, dass mein Kindheitstraum, einmal auf einem Pferd zu sitzen, vielleicht doch noch in Erfüllung geht – wenn denn alle Pferde so anschmiegsam wie Alba wären.

Delikates für Mensch und Tier

Vielleicht ist sie auch so zufrieden aufgrund der besonderen Pflege und Aufmerksamkeit, die sie von Nadine erhält. Denn diese bäckt für sie speziell Pferdeguetzli. Und die sind lecker! Da sie ohne Zusatzstoffe und nur aus natürlichen Produkten bestehen, konnte ich sie auch probieren. Und ja, ich kann bestätigen, dass sie lecker sind! Für Menschen würden sie sicher als „Granola Power Bars“ angeboten. Hier auf dem Biohof Langenbruck werden sie als „Finwil Pferdegudis“ direkt vermarktet. Diese gibt es einzeln oder auch als mit personalisiert mit Namen. Im Übrigen auch für Hunde, qualitätsgeprüft durch Willi, dem Haus- und Hofhund. Neben den Gudis vertreiben Nadine und Ueli diverse andere Produkte, die von ihrem Biosuisse zertifiziertem Anbau stammen.

Die über 200 Hochstammbäume werfen bestes Obst ab, aus denen dann Edelbrände, Süssmost und Dörrobst hergestellt wird. Die Eier stammen von freilaufenden Hubbard-Hühnern, die das gesamte Jahr in einem mobilen Hühnerstall wohnen und dadurch immer eine grüne Wiese vor ihrer Haustür vorfinden. Alle Tiere geniessen ein hervorragendes Leben auf dem Hof „Obere Wanne“. Sie leben frei ohne Anbindehaltung. Kälber von acht Mutterkühen aus Anguskreuzungen und Lämmer von Alpenschafen, die alle im grosszügigen Laufstall mit Liegeflächen überwintern und auf saftigen Weiden sömmern ergänzen das Angebot um Fleisch- und Wurstwaren. Dazu gehören auch Hackfleischburger, die sich perfekt für die Grillstelle eignen, die ich nach ca. 15 Minuten und dem Erklimmen einer steilen Treppe erreichte.

Schneller, höher, grösser!

Die Aussicht ist wie versprochen atemberaubend und dort lässt es sich herrlich verweilen. Man kann aber ebenso den Abzweigungen für weitere Wanderungen folgen. Darunter finden sich kürzere oder längere Rundwanderungen und Tageswanderungen mit tollen Aussichtspunkten und Grillplätzen, die zum Verweilen einladen.

In den wärmeren Monaten bietet Langenbruck allerlei Möglichkeiten. Wer seine Höhenangst testen möchte, findet am Fusse der „Oberen Wanne“ in Langenbruck einen Hochseilpark von 700 Metern Länge. Wer dann immer noch keinen Adrenalinkick hatte, kann auf der gleich daneben liegenden Solarbobbahn auf über 1000 Metern Länge und einem 540 Grad Kreisel, durch diverse Steilwandkurven und Tunnel hinabflitzen. Eine Geschwindigkeitsmessung ist inklusive, genauso wie eine Geschwindigkeitsregelung für diejenigen, die es lieber langsam angehen möchten.

Wem es nach Wellness bedarf, findet im Ort eine Kneippanlage. Sie lädt im Sommer mit den Worten ein: „Gspürsch du grad ä grosse Druck, kneipp di gsund in Langenbrugg.“

Ich entspanne nach all der Action auf dem „Zen-Stellplatz“ von Nadine und Ueli bevor ich mich auf den Weg mache zu einer ganz anderen Art von Wellness. Ich bin gespannt, was PlaceToBee dieses Mal für mich bereithält…