Hoch, höher, am höchsten

Hoch, höher, am höchsten

Oberhalb von Ebnat-Kappel, ungefähr vier Kilometer weiter entfernt, erwartet die PlaceToBee Besucher ein ganz besonderer Stellplatz. Auf rund 900 Metern ü.M. hat die Familie Bösch mit viel Liebe ihren Wydehof Hof gestaltet.

Die Auffahrt auf die Schorüti war sehr aufregend, da gerade Almabtrieb war und die kleine, schmale Strasse von einem traditionsreichen Umzug einer lokalen Bauernfamilie samt ihrer Ziegen und Kühe blockiert wurde.

Nicht bei jedem Almauf- oder abtrieb werden die farbenfrohen Trachten getragen. Doch heute wurden die gelben Hosen zu roten Westen präsentiert.

Die kleinen Jungen tragen eine Art Helm, während die Köpfe der Männer mit Blumen geschmückte Hüte verzieren. Dazu tragen sie auf dem Rücken hölzerne Kübel mit unterschiedlichen Emblemen darauf. Leider konnte ich sie nicht fragen, was es damit auf sich hat, denn ich wollte ihren Gesang – meiner Meinung nach, war es ein Gesang und kein Jodeln – nicht unterbrechen.

Am Schluss des Zuges chauffiert ein Mann im blauen Hemd eine Kutsche, von der Schnaps ausgeschenkt wird. Den habe ich natürlich nicht probiert, denn ich muss noch auf die Schorüti hinauffahren.

Als ich es mit meinem kleinen Bus hinaufgeschafft habe, bin ich trotz des regnerischen Wetters von der prächtigen Aussicht beeindruckt. Der Stellplatz für PlaceToBee Besucher befindet sich in erster Reihe mit Blick hinab ins Toggenburger Tal, man hat also den besten Ausblick!

Zum Stellplatz neben einem Unterstand gehören ein Tisch und zwei bequeme Liegestühle. Nicht unweit befindet sich das Hoflädeli, ein alter Bauwagen namens „Oasis“, den die Familie 2021 neu aufgebaut hat. Darin finden sich allerlei Köstlichkeiten. Sie stammen entweder direkt vom Hof selbst oder von umliegenden Bauernhöfen. Es gibt frische Eier von freilaufenden Hühnern, Trockenwurst, verschiedenen Pasta, Guetzli und süsse Konfitüren – aktuell im Angebot: das Queen Elizabeth II-Gedächnis-Pflaumenmus. Was natürlich nicht fehlen darf ist ein Bergkäse. Den kann man, wenn man möchte, direkt im hofeigenen Fonduestübli zubereiten. Dazu später mehr…

In dem wunderschön dekorierten Bauwagen haben auch andere Produkte ihren Platz. Die wiederverwendbaren Bienenwachstücher dienen als Verpackung für Lebensmittel aller Art oder für die Brotzeit auf Wanderungen.

Aus heimischen Bergkräutern werden Tees, Sirupe und Essige zubereitet oder aber auch ätherische Öle. Die Naturseifen sind biologisch abbaubar und können in dem „Open-Air“ Bad auf dem Hof gleich ausprobiert werden.

Für das Solebad benötigt man dann doch eine Badewanne. Für diejenigen, die nicht in den Genuss kommen, selbst Urlaub auf der Schorüti zu machen, gibt es kleine Mitbringsel. Handgemalte Grusskarten, Bilder und sogenannte Wunscherfüller mit echten Pusteblumen-Fallschirmchen.

Einfach die Augen schliessen, kräftig pusten und fest an den eigenen Wunsch glauben. Mein Wunsch für heute ist schon in Erfüllung gegangen: ich habe einen atemberaubenden Schlafplatz mit toller Aussicht in absoluter Ruhe gefunden.

Idylle pur

Ich möchte gerne die Familie Bösch kennenlernen. Auf dem Weg zum Bauernhaus entdecke ich weitere tolle Bauten. Vorbei an den Hühnern im Garten steht ein kleiner Bauwagen. Das ist die Künstlerhütte, auf neudeutsch würde man „Tiny-House“ sagen. In diesem kleinen umgebauten Wagen befinden sich ein Doppelbett, ein Esstisch, ein heimeliger Holzofen und eine Kochgelegenheit. Ein Grill mit Schwenktopf gehört zur hütteneigenen Terrasse. Fliessend Wasser für die Küche und das Bad befinden sich draussen an der frischen Luft. Hier kann man dann gleich die oben genannte Naturseife ausprobieren.

Dahinter versteckt sich eine weitere kleine Hütte: das Fonduestübli. Hier findet man alles, was man für einen geselligen und romantischen Plausch benötigt: eine gemütliche Sitzecke mit Schafsfellen an einem urchigen Holztisch, der mit einen rot-weiss karierten Tischtuch und Caquelons gedeckt ist und einen knisternden Holzofen für wirklich kalte Abende. Den Käse dazu gibt es im „Oasis“ Lädeli.

Also, was macht man nun auf der Schorüti? Die Ruhe geniessen, lesen, die Tiere bestaunen, Obst und Gemüse ernten, kochen, den Kindern den riesigen Spielplatz überlassen und dabei selbst entspannen, sich in Musse üben: sprich einfach mal nichts tun.

Und wen es doch in den Füssen juckt, hier eine nicht vollständige Liste an Unternehmungen: man kann die nahegelegenen Gipfel und Berge auf Kinderwagen-freundlichen Wanderwegen erkunden, am Fluss entlang dem Thurwanderweg folgen, den Klettersteig am Speer erklimmen oder einen Ausflug auf den Säntis ist auch möglich. Besonders interessant klingt der Klang- und Sagenweg zu den Thurwasserfällen und die geführte Barfusswanderung durch das nahegelegene Moor. Halte- und Verweilhütten gibt es auf dem Weg oder man bereitet sich eine Brotzeit aus den Leckereien aus dem Hofladen zu.

Verpflegen kann man sich auch selbst aus dem hofeigenen Garten. Es gibt, was Saison hat und man nimmt sich, was man braucht. Ich brauche jetzt erst einmal eine trockene Stube und einen warmen Tee. Den bieten mir Franzi und Franco an, als ich sie in ihrer gemütlichen Küche mit ihren Kindern treffe.

Wo die Liebe hinführt...

Franzi und Franco haben sich 2002 in Ebnat beim Discofox kennengelernt. Franzi, ursprünglich aus Berlin, hatte damals ein Praktikum in der Nähe gemacht. In Ebnat gab es zur damaligen Zeit genau eine „Dorfdisko“, falls man das so nennen kann.

Der Ort, wo sich die jungen Leute eben treffen. Auch Jungbauer Franco ist damals von der Schorüti hinunter nach Ebnat zum Feiern gekommen und es passierte, was passieren musste: die beiden verliebten sich ganz doll ineinander.

Die Liebe war so gross, wie auch leider die Distanz zwischen den beiden. Also beschloss Franzi raus aus der Grossstadt und rauf auf den Berg zu ziehen und fand 2004 dann schlussendlich ihr neues Zuhause auf der Schorüti in Ebnat.

Mit ganz viel Liebe haben die beiden dann angefangen, den Wydehof auf der Schorüti selbst umzubauen.

So ist über die Jahre hinweg nicht nur der Wydehof gewachsen, sondern auch die Familie Bösch. Ihre vier Kinder sind mittlerweile teilweise im Teenageralter und ihr Traum von einem Leben auf dem Land und dem Arbeiten auf dem Bauernhof ist in Erfüllung gegangen.

Wenn ich noch einen Wunsch frei hätte, würde ich mir wünschen, dass es endlich aufhört zu regnen. Vielleicht sollte ich mir auch einen Wunscherfüller aus dem Lädeli besorgen.

Nach dem Regen kommt die Sonne

Auch wenn das Wetter dieses Mal eher zum Lesen einlud, bin ich so gespannt, wie der Hof im Sommer aussieht und was sich dort erleben lässt?

Während ich dem prasselnden Regentropfen auf meinem Dach lausche und von oben auf die schweren Regenwolken im Toggenburger Tal hinabschaue, träume ich von schönem Wetter, wie ich unter dem Obstbaum an den nostalgischen Gartentischchen sitze und die reifen Früchte aus dem Garten geniesse.

Oder vielleicht schreibe ich wieder einen Artikel von einem weiteren wunderschönen Hof für PlaceToBee…

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