Alpakas und Wein made in Thurgau

Alpakas und Wein made in Thurgau

Es ist ein sonniger Frühlingstag und komme auf dem Hof Wägeli in Uesslingen-Buch im Thurgau an. Killi der Hofhund begrüsst mich schwanzwedelnd und ich frage ihn, wo Nina sei. Keine Antwort. Dann frage ich ihn höflich, ob er mir den Hof zeigen mag und mich herumführen kann. Das geht in Ordnung. Wir laufen um das Haus herum und kommen zu den Ställen, wo mich wiehernd ein Pferdeorchester begrüsst. Auch sie scheinen sich über meine Ankunft zu freuen, als ich sie streichele.

Wir gehen weiter, vorbei an ein paar anderen Ställen und kommen zu einem Gehege und ich traue meinen Augen kaum. Alpakas! Sie haben ihr eigenes Haus, das sogar ihre Namen zeigt. Sie heissen Andromeda, Kassiopeia und Artemis. „Es fehlt nur noch die Türglocke“, denke ich. Doch falsch gedacht. Es gibt gleich zwei, am Hals der Geissen, die sich das Gehege mit den Alpakas teilen. Killi geleitet mich wieder zu meinem Bus und holt sich seine wohlverdiente Massage und ein paar Streicheleinheiten ab.

Der Stellplatz, den ich mir ausgesucht habe, befindet sich gleich neben dem Weinkeller. Das gefällt mir. Da ist der Weg „nach Hause“ nicht so weit.

Und dann kommt sie mit einem breiten Lächeln und einem freudigen „Hallo, ich bin Nina!“. Sofort wird eine Flasche ihres Müller Thurgau geöffnet und zur Begrüssung angestossen. Der ist lecker und erfrischend bei diesem schönen Wetter. Nina erzählt mir, dass sie den Rappenhof – so heisst das Weingut – alleine führt. Dazu gehört auch die Haltung der vielen Pferde, der Geissen und der Alpakas. Der Hof befindet sich seit vier Generationen in den Händen der Wägelis. Die grossen Scheunen dienten vor über 30 Jahren zur Trocknung von Tabak. Ich staune: „Tabak aus dem Thurgau!“ Jetzt wohnen Falken in einem der Dächer, die dort ihren Horst eingerichtet haben.

Die Scheunen hat sie zu einer Pferdepension mit vielen Boxen ausgebaut, in denen sie darauf warten, gefüttert, gestriegelt und gesattelt zu werden. Allesamt sind sie sehr zahm und beschnuppern mich neugierig und lassen sich streicheln. Für mich sind Pferde sehr beeindruckend und ich habe Respekt vor diesen grossen Tieren. „Keine Angst!“ sagt Nina. Wir haben auch kleinere. Und dann führt sich mich in den gegenüberliegenden Stall, wo sich zwei kleine Mini-Shetlandponys befinden. Sie sind ausgewachsen und trotzdem kleiner als ich. Ich muss bei dem Gedanken schmunzeln, ob die Pferde wohl für Anfänger wie mich geeignet sind. Sie hat diese beiden in Obhut genommen und kümmert sich liebevoll um sie, wie auch um all die anderen Vierbeiner. Diese Tierliebe hat ihr einen guten Ruf in der Region vermacht, sodass viele Besitzer aus der Umgebung ihre Pferde bei ihr in Pension geben. In Kürze kommt sogar ein Neugeborenes dazu. „In zwei Wochen sollte es soweit sein“, sie deutet auf Süssü, der grossen Version der Mini-Shetlandponys, die mit einem grossen Bauch genüsslich ihr Frühstück geniesst. Neben Heu bekommen die Pferde Mineralien und Kraftfutter, das einem Haferflockenmüesli ähnlich sieht.

Dann stellt sie mir Andromeda, Kassiopeia und Artemis vor, die drei Alpakas. So richtig weiss sie auch nicht mehr, wie sie auf die Idee kam, sie hier aufzunehmen. Vor gut zwei Jahren hat ein Freund ihr zwei seiner Alpakas vermacht, als Dankeschön für ihren guten Wein. Es scheint, als ob sich die Tiere hier sehr wohl fühlen. Ich kann das bestätigen bei so viel guter Landluft und Liebe.

Wir setzen uns wieder auf die Bank, die Nina zum 40. Geburi bekommen hat und trinken von unseren Wein. Sogleich kommen die nächsten PlaceToBee Gäste. Sie parkieren neben der Scheune und die drei Kinder springen hinaus und stürmen auf Stallungen zu. Nina verteilt sofort die Aufgaben. Da wird gekämmt, gebürstet und die Hufen werden gesäubert. Das sind alles Vorbereitungen für den kleinen Pferdeführkurs. Nina erklärt voller Freude, worauf es ankommt. Emsig machen alle mit und dann geht es auf das Sandplatz. Hier erklärt sie den Kindern, wie man die Leine richtig hält, um dann die Tiere zu führen. Alle laufen feierlich mit ihren Pferden den Parcours ab und dann wird sogar ein Hindernis aufgebaut (ein kleines, denn sonst kommen die Mini-Shetlandponies nicht hinüber). Nina hat grosse Freude, ihre Liebe und ihr Wissen zu teilen und möchte sich gerne mehr im Agrotourismus engagieren. „Das passt“, denke ich, mit solch einem offenen und fröhlichen Herz, mit dem sie Besucher begrüsst und sie herumführt. Sie ist gerne von Menschen umgeben und heisst jeden herzlich willkommen. Neben den Aktivitäten auf dem Hof gibt es auch in der nahegelegenen Umgebung genügend zu sehen.

Das Thur-Seebachtal liegt zwischen Frauenfeld und dem Untersee im nordwestlichen Teil des Kantons Thurgau. Nicht unweit vom Rappenhof befindet sich der Hüttwilersee mit dem dazugehörigen Strandbad, der Hasensee und der Nussbaumersee. Diese Seenlandschaft beherbergt einen grossen Lebensraum der eindrücklichen Pflanzen- und Tierwelt. Im Sommer sind hier viele Schmetterlingen, Libellen zu finden, aber auch Pirol, Kiebitz und Biber sind hier zu Hause. Der Seebachtalweg führt von Nussbaumen entlang des Seeufers vorbei an der Ruine Helfenberg zur Kartause Ittingen. Die gesamte Wanderroute 918 ist kindenwagentauglich und ist nur eine der vielen Familienwanderungen im Thurgau.

Wanderungen, Wein und Wiesen

Viele kommen auch und parkieren oben auf dem Hügel und die Ruhe zu geniessen oder machen es sich in der Sonne bei einem Gläschen bequem, während sich die Kinder mit den Tieren beschäftigen. Die Weinauswahl ist gross. Das Angebot bietet für jeden Gaumen etwas: von trocken über fruchtig frisch bis lieblich. In ertragreichen Jahrgängen werden auf den drei Hektar gut 30.000 Flaschen hergestellt.

Darunter befinden sich unter anderem ein Müller Thurgau, Chardonnay, Blanc de Pinot und Blauburgunder an. Dieser wurde bei dem Grand Prix de Suisse mit Silber ausgezeichnet. „Der Hüttwiler Renaissance, der Stadtschryber und der Lebenstrunk sind die meist nachgefragtesten und sollte von jedem einmal probiert werden“, verrät mir Nina. „Vor allem, wenn sie mit dem Camper kommen, ist der Vorteil, dass sie ja nicht mehr fahren müssen.“ Und falls am nächsten Tag doch ein kleiner Kater (nicht der Hofkater) bemerkbar macht, gibt es für die PlaceToBee Gäste auch eine erfrischende Dusche auf dem Hof.

Der Rappenhof ist ein tolles Ziel besonders für Familien, da viele Aktivitäten auf und um den Hof geboten sind.

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