Nicht unweit von Thun liegt der Hof Schalleberg im Berner Oberland. Die Serpentinen hoch hinauf auf 950 M.ü.M. versprechen eine tolle Aussicht.

Angekommen auf dem Hof herrscht ein munteres Treiben. Ein Traktor fährt Heu umher, die Kinder spielen im Gras, Besucher erledigen ihre Einkäufe im Lädeli und ich darf mir einen der beiden Stellplätze aussuchen. Ich entscheide mich für den höher gelegenen mit Blick über den gesamten Hof, gleich vor den Schweinen, die mich grunzend begrüssen.

Danach geht es in die „Melkstube“. Ich bin pünktlich zum zweiten Melken. Morgens um 6.00 Uhr und abends um 17.15 Uhr werden die 30 Milchkühe gemolken. Annelis trägt dafür Verantwortung. Sie nennt alle Kühe beim Namen und bittet sie zum Melken. Die Euter werden gestreichelt und massiert, mit warmen Wasser gereinigt und desinfiziert. Dann geht es los und jede Kuh gibt gute 10 bis 15 Liter des weissen Goldes. Annelis rechnet mir schnell vor, dass das ungefähr 150.000 Liter pro Jahr ergibt. (Falls ihr nachrechnet, auch die Kühe haben „Urlaub“ bzw. pausieren in einem natürlichen Rhythmus.)

Annelis Reusser ist mit den Tieren auf diesem Hof aufgewachsen und hat nach ihrem Studium zur Ingenieurin in Agronomie zusammen mit ihrem Mann Martin Mühlemann den Hof von ihren Eltern übernommen. Erich und Barbara leben auch auf dem Hof und geniessen es, die Verantwortung in die Hände ihrer Tochter und ihres Schwiegersohns abgegeben zu haben. Der Hof ist bereits seit dem 19. Jahrhundert in Familienbesitz.

Eine Ahnentafel beschreibt die Geschichte des Hofes und der Vorfahren, die den Hof seitdem in ihrer Obhut hatten. Die neuesten Tafeln prangen gross am alten Bauernhaus: Nathanael und Alina sind die jüngsten Familienmitglieder auf dem Hof und die Kinder von Annelis und ihrem Mann. Martin bringt sich auf dem Hof ebenso mit ein und zeichnet Verantwortung für die Direktvermarktung, die Buchhaltung des Hofes und der beiden GmbHs. Denn Annelis und Martin arbeiten beide in der Schwendi-Metzg und dem Swisshof mit. Ausserdem backt Martin den Zopf und das Brot am Wochenende!

 Zu ihren weiteren Produkten, die ganzjährig im Lädeli angeboten werden gehören diverse Milchprodukte wie die täglich frische Rohmilch, Joghurt, Rahm, Quark, Butter, Glace, Weissschimmelkäse, Frischkäse und Hartkäse. Einige stammen aus der Zusammenarbeit mit der Familie Santschi, wo sie 10 ihrer Kühe zur Sömmerung auf die Alp geben. Das Highlight sind sicher die „Milch-Konfi“ und die „Nidlä-Täfeli“. Das Fleisch stammt von den Tieren vom Hof, die stressfrei in der Dorf-Metzgerei verarbeitet wurden. Schwein und Kalb werden – sofern möglich – ganz verwertet, so findet man im Angebot auch Gnagi, Blut- und Leberwurst oder andere Innereien. Ein ganzheitlicher Ansatz im Sinne des Tierwohls.

Die freilaufenden Legehennen werden ohne Sojazusätze gefüttert. Die Eier isst man altbekannt als Rühr- oder Spiegelei, gekocht oder als süsse Variante in Form von Meringues.
Ausserdem werden Gemüse und Früchte aus dem eigenen Garten eingemacht. Darunter finden sich auch feurige Curry-Zucchetti mit Chili. Für, die, die es milder mögen, gibt es das Curry auch ohne Chili oder als Salat. Die Familie strebt einen möglichst hohen Grad an Selbstversorgung an und verkauft gerne Überschüsse an ihre Kunden.

Neben der Tierhaltung ist über die Jahre auch ein weiterer Betriebszweig entstanden: Ein Gastronomie- und Erlebnisangebot. So können Gruppen für Feiern und sonstige Anlässe den Gastraum inklusive Verpflegung mieten. Das volle Equipment aus Beamer, Leinwand, Strohballen, Bühne und Kinderspielecke ist vorhanden und die Nutzung des gesamten Geländes ist allen Gästen gestattet. Für das  Erlebnis auf dem Bauernhof gibt es ein reichhaltiges Angebot. Führungen auf dem Hof und durch die Ställe, Spiele, Schnitzeljagd und ein Hofquiz können so spielerisch erlebt werden. In Kooperation mit dem Schweizer Bauernverband kann auch ein Tierquiz absolviert werden. Hier können Tierhalterfähigkeiten unter Beweis gestellt werden.

Muh macht die Kuh, und wie macht das Schwein?
Und was man sonst noch alles über Nutztierhaltung wissen sollte.

Die richtige Beantwortung dieser Frage reicht bei weitem nicht aus, als ich mich selber auf den Parcours mache, der sich rund um den Hof an den Stallungen befindet. Am Anfang entscheidet man sich für ein Tier, welches man gerne halten möchte: Mastschwein, Legehenne, Milchkuh, Mastschaf, Milchziege oder ein Zuchtpferd stehen zur Auswahl. Und dann wird auf Herz und Nieren geprüft, ob man weiss, welche Körperpflege das Tier benötigt, welche täglichen Arbeiten anfallen, wie und wann sich das Tier vermehrt, welchen Nutzen das Tier mit sich bringt, was die Tierhaltung kostet etc. Ein tolles Lernen, nicht nur für Kinder. Für alle Interessenten liegen überall Informationsbroschüren aus, in denen man diese Informationen zur Beantwortung der Fragen findet. Dieses Quiz ist in Zusammenarbeit mit der Stallvisite.ch entstanden, in der rund 300 Schweizer Bauernhöfe ihre Stalltüren für das Publikum öffnen.
Individuell kann auch die Tierhaltung auch hautnah miterlebt werden. So kann man beim Melken helfen, Eier ausnehmen, Schweine füttern, Milch verarbeiten oder Joghurt herstellen.

Für wen das alles noch nicht genug Action ist, findet in der Umgebung genügend Alternativen. Der Thuner See breitet sich in voller Pracht unterhalb des Schallebergs aus und man hat von hier aus einen herrlichen Blick auf die Stadt Thun und die Stockbergkette. Neben einem Bummel in der Stadt Thun, wo die Aare in den Thuner See fliesst, bietet dieser an sich die Möglichkeit von Bootstouren und verschiedenen Badis. Mit dem Auto gelangt man in wenigen Minuten zu der Sternwarte Sirius oder den berühmten Beatushöhlen.

Der Hof Schalleberg ist mehr als nur ein Stellplatz. Er ist ein Ausflugsziel für Gross und Klein, denn auf dem Bauernhof stehen neben dem grosszügigen Gelände mit Wiesen und Bäumen und einem Grillplatz, Aktivitäten und Kulinarisches zur Verfügung. Der Bauernhof Schalleberg eignet sich hervorragend für Familien, selbst mit Kleinkindern. Denn die Toilette hat sogar einen Wickeltisch. So ist für jeden gesorgt.